Frühe Rezeption des Yoga im Westen

Die Wahrnehmung des Yoga in der westlichen Welt begann etwa im 17. Jahrhundert durch die Ostindiengesellschaften, in deren Folge auch Reisende und Missionare nach Indien kamen. Diese brachten oft skurrile Berichte über Yogis, Asketen und Fakire mit. Schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden „Fakirexperimente“ angestellt, in denen versucht wurde, deren oft ungewöhnliche Taten zu untersuchen. Diese waren jedoch von einer ernsthaft wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit yogischen Handlungen noch weit entfernt. Diese Experimente und Berichte zeugen vielmehr noch von einem Unverständnis des kulturellen Zusammenhanges.

Diese distanzierte Betrachtung des Phänomens der indischen Akese und Übungspraktik änderte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als in intellektuellen und Künstlerkreisen ein zunehmendes Interesse an der „Weisheit des Ostens“ entstand, das der wirklich wissenschaftlichen Indienforschung den Weg bereitete. Diese entwickelte sich im 19. Jahrhundert, insbesondere auf dem Gebiet der Philologie und Philosophie. Durch die ersten Übersetzungen von klassischen Texten der Upanisad-s und der Yogaliteratur und durch wissenschaftliche Abhandlungen über die Yogaphilosophie wurde das vedische Gedankengut am Ende des 19. Jahrhunderts im Westen langsam bekannter. Diese Entwicklung wurde verstärkt durch die ersten Reisen berühmter Yogis in den Westen, die wie z.B. die Rede von Svami Vivekananda 1893 vor dem Weltparlament der Religionen in Chicago oder die von Svami Yogananda 1920 auf dem Kongress der Religiös Liberalen einen massiven Nachhall in der westlichen Welt hervorriefen. Aber auch das Interesse der Gründer der Theosophischen Gesellschaft, Helena P. Blavatzky und Henry S. Olcott, sorgten für eine vermehrte Bekanntheit des spirituellen Lebens Indiens im Westen.

Bis in diese Zeit fand die Erforschung des Yoga und seiner Phänomene primär auf geisteswissenschaftlicher Ebene statt.

Entwicklung des modernen Yoga in Indien

Ab ca. der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es in Indien zu einer bewussten Rückbesinnung auf die eigene Kultur. Damit wandelte sich auch der Umgang mit Yoga als traditionell indischer Disziplin. Der Yoga wurde zunehmend für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich gemacht: auch Haushälter, Frauen und Kinder wurden im Yoga ausgebildet. Dafür wurde die Yogapraxis vereinfacht und adaptiert. 

Yogis, die gleichzeitig Ärzte waren, wie z.B. Svami Sivananda Sarasvati, versuchten, die Wirkungen des Yoga auf Gesundheit und Krankheit nicht nur auf der Basis der mittelalterlichen Texte zu verstehen, sondern in naturwissenschaftlichen Kategorien zu erklären.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es gleich mehrere Wegbegründer des wissenschaftlich untersuchten und therapeutisch eingesetzten Yoga wie z.B. Sri Yogendra, Svami Kuvalyananda und Paramahamsa Satyananda Sarasvati.

Medizinische Yogaforschung

Yoga wird etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts seitens westlicher Medizinvertreter wissenschaftlich erforscht. Nachdem zunächst die Untersuchungen zumeist entweder Fallberichte waren oder aufgrund von sehr kleiner Probantengruppen und/ oder sehr vielen untersuchten Parametern nur schwache statistische Aussagen gefällt werden konnten, steigerte sich langsam im Verlauf der 1950er-1960er Jahre das wissenschaftliche Niveau. Maharsi Mahes Yogi unterstützte die Yogaforschung, indem er eigene Universitäten und Forschungszentren gründete und finanzierte, in denen er die Wirkungen der von ihm für den Westen entwickelten Form von Meditation, der Transzenden Meditation (TM), mit naturwissenschaftlichen Methoden untersuchen ließ.

Deutsche Forschergruppen veröffentlichten vergleichsweise früh die ersten medizinischen Beobachtungen zur Yogapraxis: die erste physiologische Veröffentlichung über Yoga, die man heute in medizinischen Datenbanken findet, war der Artikel „Stoffwechsel, Atmung und Kreislauf bei Yogaübungen“ von W. Hollmann, G.S. Mukerji und W. Spiegelhoff in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift aus dem Jahr 19563.

Frühe Veröffentlichungen, die in renommierten internationalen medizinischen Zeitschriften erschienen, waren z.B. der 1970 im Fachblatt Science erschienene Artikel „Physiological effects of transcendental meditation“ von R.K. Wallace oder der Beitrag von R.H. Singh und K.N. Udupa „The Scientific Basis of Yoga“, der 1972 im Journal of the Americal Medical Association erschien.

Dabei konzentrierte sich die Yogaforschung zunächst vor allem auf die Beobachtung der physiologischen Veränderungen, die beim Yoga-Üben entstehen. Dabei wurden immer differenziertere Beobachtungen festgehalten.

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