Nach der Geburt kommt es bei der Mutter zu einer sehr großen Umstellung. Statt das Kind im Bauch vollumfänglich versorgt zu wissen, ist das Kind nun außerhalb ihres Körpers am Leben. Nun braucht jeder Aspekt des Kindes die aktive Aufmerksamkeit der frisch gewordenen Mutter: die Ernährung, die Temperierung, die Unterstützung des Wach-Schlaf-Rhythmus und die Ausscheidung. Glücklicherweise übernimmt die Ernährung naturgemäß der Körper der Mutter, der mit der Geburt auf das Stillen umstellt.

Muttermilch – stanya

Im Ayurveda wird Milch insgesamt sehr wertgeschätzt. Als besonders edel gilt die menschliche Muttermilch. Ihre Eigenschaften werden als süß, fettig und leicht verdaulich beschrieben. Ihre Wirkung ist kühlend und für den Geist wie die Gewebe besänftigend und aufbauend. Sie fördert die Verdauung und die körperliche Resistenz. Bei vata, pitta und Blutungserkrankungen wirkt sie lindernd und kann vielseitig auch jenseits der Ernährung von Säuglingen eingesetzt werden, beispielsweise als Augentropfen für entzündliche Augenerkrankungen oder als Nasentropfen bei Atemnot (svasa) und Atemrhythmusstörungen (hikka).

Die hervorragende Milch hat eine normale Farbe, Geruch, Geschmack und fühlt sich normal an, sie löst sich wegen ihrer Wässrigkeit vollständig in Wasser auf, wenn sie in einen Wassertopf gemolken wird. Solch eine Milch ist nährend und gesundheitsförderlich.

Für die Bildung der Muttermilch ist die Liebe für das Baby der zentrale Grund. Das Saugen des Babys ist der wichtigste Auslöser der Sekretion, aber auch die Beschäftigung mit dem Baby fördert aus ayurvedischer Sicht die Milchproduktion. Wichtig ist zudem ein glücklicher Mentalzustand der Mutter, hinreichend Ruhe und Schlaf. Als die Milchproduktion hemmende Faktoren werden eine fehlende Beziehung zum Kind, aber auch allgemeiner Ärger, Trauer, Kummer, Hunger, Fasten, körperliche Anstrengung, Erschöpfung sowie chronische Erkrankungen der Mutter genannt.

Förderung der gesunden Milchbildung

Damit die Muttermilch rein und bekömmlich für das Kind ist, muss der Stoffwechsel der Mutter, ihr agni, gut stabilisiert und geschützt werden. Das geschieht unterschiedlich in Abhängigkeit von dem Zustand des agnis. Ist das eher sehr heiß und brennt zu scharf, dann braucht die Mutter eher viel und nährende Ernährung. Brennt der Stoffwechsel eher müde und langsam, sollte die Nahrung der Mutter mit Ghı- mit erhitzenden, Stoffwechsel stimulierenden Substanzen hergestellt werden. Ist der Stoffwechsel wechselhaft, gibt es eine besondere Verkochung von Ghı- aus sechs Früchten, den sadphala-ghrtam, den sie einnehmen sollte, um den Stoffwechsel zu stabilisieren. Auch sollte die Mutter abhängig von der Körperfülle behandelt werden. Dünne Mütter sollten viel und nährende Nahrung zu sich nehmen, um hinreichend Kraft für die Milchproduktion zu gewinnen. Adipöse Mütter werden dagegen mit Gewebe vermindernden Methoden wie dem therapeutischen Erbrechen (vamana), dem Abführen (virecana), Schröpfen und Schwitztechniken behandelt, damit ihre Milch nicht zu schwer verdaulich für das Kind wird.

Solange sie das Baby stillt, sollte die Mutter täglich Sandelholz- oder mustaka- (Cyperus rotundus)-Paste auf die Brüste auftragen. Bei Mastitis sollte Rizinusöl nach dem Stillen aufgetragen werden. Die Mutter sollte regelmäßig Massagen mit kräftigenden Ölen bekommen, den Körper mit duftenden Kräutern einreiben, täglich baden und saubere, weiße Kleidung tragen.

Wie Flüsse von den Bergen kommen und das Wasser in die Täler tragen, so wird die Mutter als Quelle der dos. as für das Kind gesehen. Alle Erkrankungen eines gestillten Kindes werden daher zunächst über die Mutter und deren Stoffwechsel behandelt. Die Mutter bekommt im Krankheitsfalle die Substanzen, die das Kind braucht. Dementsprechend verstoffwechselt sie die Substanzen vor und gibt sie über ihre Milch dem Kind.

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