Schon vor tausenden von Jahren gab es ein Konzept vom Immunsystem. Sauber und ausgefeilt erhalten ist dieses Konzept bis heute im Ayurveda, der traditionellen indischen Medizin. Da die komplette Vorstellung von Anatomie und Physiologie im Ayurveda völlig anders ist als in der Schulmedizin, erfolgt hier zunächst eine kurze Einführung in das ayurvedische Denken.

Grundprinzipien der ayurvedischen Physiologie

Die āyurvedische Physiologie basiert auf die Funktion bestimmenden, kybernetischen Energien. Diese werden doṣas genannt und in drei Arten unterteilt, die vāta, pitta und kapha heißen. Jeder von ihnen hat spezielle Wirkbereiche. vāta ist vor allem für Bewegung, Information und Kontrolle zuständig. pitta bewirkt Umwandlung, Wärme und Farbentstehung. kapha verursacht Masse, Stabilität und Kühlung. Alle drei doṣas beeinflussen die Funktionen auf physischer, emotionaler und mentaler Ebene.

Die doṣas wirken durch ihre Eigenschaften. Die Wirkung unterschiedlicher Eigenschaften funktioniert analog so wie man es in der modernen Physik von Schwingungen unterschiedlicher Frequenzen kennt: Schwingungen beeinflussen über Interferenzphänomene die Schwingungen der gleichen Wellenlängen.

Dabei wird vāta als trocken, kalt, leicht, unfettig, rau, subtil und beweglich, pitta als fettig, heiß, durchdringend, flüssig, sauer, beweglich und scharf sowie kapha als schwer, kalt, weich, fettig, süss, unbeweglich und schleimig beschrieben. Alles, was in seinen Eigenschaften einem der doṣas gleicht, vermehrt diesen doṣa. Was in seinen Eigenschaften einem der doṣas widerspricht, vermindert diesen doṣa, und alles, was in seinen Eigenschaften für den doṣa neutral ist, lässt den doṣa unbeeinflusst. Im Gesundheitszustand sind diese drei doṣas in einer individuell unterschiedlichen Harmonie und kontrollieren sich gegenseitig.

Geraten die doṣas aber in eine Dysharmonie, so wird die Verdauung gestört, die Nahrung nicht ausreichend aufgespalten und assimiliert, die Gewebe werden nicht mehr richtig ernährt und verlieren an Widerstandskraft. Dadurch wird die Funktion auf körperlicher, mentaler und/oder geistiger Ebene gestört. Es entsteht Krankheit.

Die doṣas können durch alle Dinge im täglichen Leben erregt und in ihrem Gleichgewicht gestört werden. Dabei spielen die Ernährung, das Verhalten in Wort und Tat, die Gedankenmuster, klimatische Veränderung und Sinneseindrücke, das Lebensalter genauso eine Rolle wie die durchgeführte Therapie, Unfälle, mechanische Überlastung und letztendlich die genetisch-konstituelle Prädisposition.

Grundprinzipien der ayurvedischen Anatomie

Ein Medizinsystem wäre unvollständig, wenn es nur physiologische Zusammenhänge beschriebe. Auch im Āyurveda kennt man Gewebe. Anders als in der Schulmedizin, in der man vier Grundgewebearten unterscheidet, die sich niemals ineinander umwandeln können, beschreibt der Āyurveda sieben Gewebearten (dhātus), die jeweils auseinander hervorgehen.

Aus der Essenz der Nahrung bildet sich das erste Gewebe, die klaren Flüssigkeiten, auch Plasma (rasa) genannt. Diese werden durch den Einfluss der doṣas und der Verdauungsfeuer (agnis) rot gefärbt und damit zu rotem Blut (rakta). Dies wird weiter verdichtet zu rotem Fleisch (māṃsa), das sich im nächsten Schritt wieder umwandeln und entfärben kann zum weichen Bindegewebe und Fett (medas). Dies kann sich verhärten. Daraus entstehen Knochengewebe sowie alle harten Gewebe im Körper (asthi). Das, was diese Knochen ausfüllt, ist das Mark (majjā). Es entspricht sowohl den modernen Vorstellungen von Knochenmark wie vom Nervenmark. Als letztes Gewebe entsteht das progenetische Gewebe (śukra), das die Kraft in die nächste Generation bringt.

Alle Gewebe kommunizieren durch funktionelle Systeme miteinander, die in Form von unterschiedlich großen Kanalsystemen (srotāṃsī) miteinander im Austausch sind.

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