In der Ausgabe 4/2017 des Deutschen Yoga-Forums wurden drei Fälle vorgestellt, bei denen der therapeutische Einsatz von Yoga die Heilung unterstützt hat. Diese könnten zu ungehemmter Begeisterung führen und der Meinung, dass Yoga alles heilen kann. Daher konzentriert sich dieser Artikel auf die Fragen der Indikationen und Kontraindikationen des therapeutischen Einsatzes von Yoga.

Alle Aspekte des Yoga beeinflussen die Funktion des Körpers und des Geistes. Aus Sicht der Schulmedizin beeinflusst der Yoga relativ unspezifisch alle funktionellen Systeme wie das muskuloskelettale System, das Herzkreislauf-System, das Atemsystem, das Verdauungssystem, das Nervensystem, das Hormonsystem und die psychische Ebene. Er wirkt auf das willkürliche wie auf das vegetative System. Aus Sicht der vedischen Medizin wirkt der Yoga über eine Klärung des Prāna-Flusses und durch einen Ausgleich der doshas nicht nur funktionell, sondern auch energetisch.

Auf jeden Fall wirkt der Yoga nicht primär auf die Struktur. Er beeinflusst nicht wie ein Medikament ein Enzym oder besetzt einen Rezeptor, sondern wirkt allgemeiner, systemübergreifend. Daraus erklären sich die wichtigsten Indikationen, Grenzen und Kontraindikationen des therapeutisch eingesetzten Yoga.

Indikationen

Der yogische Therapieansatz ist besonders bei Erkrankungen indiziert, bei denen funktionelle Störungen im Vordergrund stehen. Diese Funktionsstörungen können in jedem funktionellen System stattfinden, zum Beispiel Muskelfehlspannungen, Fehlhaltungen oder Blockierungen im muskuloskelettalen System, Herzrhythmusstörungen oder Blutdruckstörungen im Herzkreislaufsystem, Reizdarm, Reizmagen oder Magenschleimhautentzündung im Verdauungssystem. Da Yoga die Funktion der verschiedenen Systeme positiv beeinflusst, können Funktionsstörungen sehr gut mit yogischen Mitteln behandelt werden.

Aufgrund seiner breiten Wirkung ist Yoga geeignet in der Therapie unspezifischer Erkrankungen. Dies sind Erkrankungen, deren Ursachen schulmedizinisch nicht eindeutig erkennbar sind. Dazu würde man zum Beispiel Schlafstörungen unklarer Ursache, unspezifische Schmerzerkrankungen, unklare Schwitz- oder Schwindelattacken zählen. Je weniger man schulmedizinisch weiß, was die Störung verursacht, desto unklarer ist die schulmedizinische Therapie. Aber unter Zuhilfenahme des vedischen Verständnisses kann der Yoga auch in diesen Fällen eine gezielte und adäquate Therapie darstellen.

Schlussfolgerung 

Yoga kann bei vielen Erkrankungen therapeutisch eingesetzt werden. Aufgrund seiner unspezifischen Wirkung, die stärker funktionell die Systeme beeinflusst, aber strukturell sich nicht oder nur im Verlaufe einer langen Übungszeit auswirkt, hat Yoga als Therapie seine Indikationen mehr bei funktionellen, unspezifischen, lebensstilbedingten, immunologischen und unklaren Erkrankungen oder Frühstadien von Erkrankungen.

Absolute Kontraindikationen für Yoga-Therapie gibt es nicht. Wohl aber Erkrankungen, bei denen die Yoga-Therapie nicht primär geeignet ist, den Patienten in die Heilung zu bringen.

Das ist vor allem bei strukturellen Erkrankungen, akuten und lebensgefährlichen Erkrankungen der Fall. Auch schwere psychiatrische Erkrankungen sind eine relative Kontraindikation, insbesondere für meditative Verfahren.

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